Internationaler Frauentag 2008

Eine Wortmeldung von Kerstin Kernstock-Jeremias
Landesvorstandsmitglied der Partei DIE LINKE Bayern,
Mitglied im Verein OFFENE LINKE ANSBACH


In "eigener" Sache
     
  Alles "gleich" geblieben? Als 1789 die französische Revolution ausbrach, engagierten sich meine Geschlechtsgenossinnen in den entstehenden Frauenclubs, besuchten Sitzungen der revolutionären Jakobiner und verfassten Flugschriften. Wie viele Französinnen hatten sie die Hoffnung, dass durch die Revolution auch Frauen in Genuss der vollen Bürgerrechte kommen könnten.

Die Hoffnung täuschte. Weder die Erklärung der Menschen und Bürgerrechte, noch die neue französische Verfassung sahen Gleichberechtigung und Wahlrecht für Frauen vor. Liberte, Egalite, Fraternite galt nicht für sie.

Aus Protest veröffentlichte Olympe de Gouges ihre Erklärung:

"Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne ebenbürtig in allen Rechten." Olympe de Gouges forderte die völlige Gleichberichtigung der Frauen, das aktive und passive Wahlrecht, Chancengleichheit in der Bildung und Zugang zu öffentlichen Ämtern.

Weil Olympe in einem Theaterstück eine Volksabstimmung über die Regierungsform verlangte, wurde sie 1793 der Konterrevolution angeklagt und starb auf der Guillotine.

Quer durch die Zeiten mussten Frauen um ihre Rechte streiten und auch jetzt 215 Jahre später hat sich daran nichts geändert. Themen wie ungleicher Lohn für gleiche Arbeit sind keine Szenarien aus der dritten Welt, sie sind Realität in Deutschland. Es gibt auch weiterhin eine geschlechtsspezifische Verteilung von Macht und Einfluss.

Chancengleichheit? Eine Utopie? Natürlich können wir die Situation nicht von heute auf Morgen verändern, doch wir sind alle dazu aufgerufen im Kleinen zu beginnen. Das fängt innerhalb der Familien an und geht mit politischen Maßnahmen weiter.

Kommunal könnte dies heißen: Bezahlbare Mieten, Mindestlohn und Gleichstellung als Vorbild, Förderung betrieblicher Kindergärten, ausreichend Kindertagesstätten und Ganztagesschulen und die Einführung des "Gender Mainstreaming" in der Frauenförderung.

Letztendlich liegt es aber auch an uns Frauen selbst, endlich den Mut zu finden die Küchen zu verlassen, sich zu organisieren und für unsere Rechte demonstrativ und unüberhörbar einzutreten. Fast täglich bietet das Thema Ungleichbehandlung in Frauenkreisen Gesprächstoff, fast täglich regen wir uns darüber auf, Familie und Beruf als ständige Herausforderung nehmen zu müssen, während die Rolle als Hauptverdiener, Männer von sämtlichen anderen Pflichten entbindet.

Doch wenn wir diese Probleme nicht öffentlich machen, wenn wir nicht den Mut und das Selbstbewusstsein finden für unsere Rechte auch auf der Strasse ein zu stehen, dann werden Frauen wie Olympe noch öfter ihren Kopf erfolglos für Gerechtigkeit und Chancengleichheit hinhalten müssen.